Mittwoch, 4. Januar 2012

¡Vamos pa' la selva!

Auf geht's in den Dschungel!
Wir kommen nach weniger als einer Stunde Flug aus Iquique in La Paz, der Hauptstadt Boliviens an. Die Farben bedeuten Fortbewegung in der Luft, im Wasser und zu Land.
Der Flughafen El Alto (der Hohe) liegt auf satten 4058 Metern über dem Meeresspiegel.
Wir werden vom Taxifahrer Pacifico abgeholt, den Flo organisiert hat. Flo studiert mit mir und war schon einen Tag zuvor in La Paz angekommen. Mit ihm, Dunja, Basti, Patrick und Patricks Freundin Sophie wollen wir die nächsten sieben Tage in den Dschungel.
Zunächst lernen wir aber den Großstadtdschungel kennen.
Wir essen in einem feinen Hotel für umgerechnet 10 Euro pro Person ein supergutes Steak - Rind, Lama und Alpaka sind im Angebot - dazu gibt es eine Salatbar, Mangosaft, Suppe und Nachtisch. Bolivien ist einfach unglaublich günstig!
Am nächsten Tag werden wir abgeholt und fahren in die Berge. Wir wollen mit dem Fahrrad die calle de la muerte - die Todesstraße - herunterfahren.
Ein Klo auf dem Weg. Den Luxus Tür hat man sich hier nicht gegönnt.
Die Gang (Basti, Dunja, Flo und ich) trägt dicke Schutzkleidung.

Und auf geht’s! Das erste Stück ist asphaltiert und wir rasen mit 50 Stundenkilometer den Berg herab. Die Pedale braucht man nicht, die Bremsen umso mehr. Trotzdem überholen wir zwei Busse.
Später besteht der Straßenbelag aus Schotter.
Dieser Abschnitt der Straße wird nur noch von verrückten Fahrradfahrern genutzt. Bis 2005 war dies die Straße ins Dorf Coroico und als Todesstraße bekannt, weil jedes Jahr durchschnittlich knapp 20 Autos im Tal verschwanden.
Einmal stürzte ein LKW mit 100 Leuten an Bord über die Klippe. Mittlerweile sterben pro Jahr nur noch 1-2 Fahrradfahrer, die zu unvorsichtig sind.

Von Dunjas Fahrrad aus gefilmt.
Irgendwann lichtet sich der Nebel und man hat eine wunderschöne Aussicht.
Geschafft!
Die Fahrräder werden vom Veranstalter wieder nach La Paz transportiert. Wir bleiben auf 500 Metern Höhe und fahren ins Dorf Coroico. Für die 8 Kilometer brauchen wir mehr als eine Stunde - zuerst platzt ein Reifen - völlig profillos, wie wir anschließend feststellen - dann helfen wir einem Freund der Fahrerin. Sein Motor war abgestorben und die Bremsen seines Minivans gingen auch nicht. So rollten er und seine 10 Passagiere den Berg rückwärts herab, bis eine Kurve kam und er den Wagen in höchster Not in den Straßengraben steuerte. Wir tragen und schieben seinen Wagen wieder aus diesem heraus.
Der Marktplatz von Coroico.
Am nächsten Morgen treffen wir unseren Führer Iván. Mit ihm fahren wir die nächsten drei Tage in einem Boot durch den Regenwald nach Rurrenabaque. Zunächst müssen wir aber drei bolivianische Stunden - oder sechs echte Stunden - mit dem Bus zum Hafen fahren. Und über was für Straßen!

Am Hafen kaufen wir noch etwas ein, und die Bootsfahrt geht los.
Basti macht ein Foto von mir, Patrick, Dunja, Sophie und Flo. Außerdem sind neben Iván noch die Köchin, der Käpt’n, zwei Schweden, zwei Südafrikaner, ein Australier und eine Engländerin an Bord.
Die Landschaft ist toll und die Fahrt auch, sofern es gerade nicht regnet.
So viel Grün!
Der Fluss geht durch einen Canyon.
Die Bäume sind seltsam - sie fangen erst weit oben an, Blätter und Äste zu entwickeln!
Abends kommen wir an und schlagen unser Camp auf. Das Zelt von Dunja und Lars überkommt in der Nacht fürchterliche Übelkeit und beide kotzen sich um die Wette die Seele aus dem Leibe.
Die Dschungelwanderung am nächsten Morgen - nicht wirklich toll in dieser Verfassung.
Ein Wasserfall.
Wieder im Boot, sehen wir ein Wasserschwein, auf Spanisch capybara genannt.
Während der Trockenzeit, die gerade zu Ende geht, wird Gold aus dem Fluss gewaschen.
Gegenverkehr.
Der Fluss wird immer breiter, und langsam schippern wir unserem Ziel entgegen.
Abends schlagen wir wieder die Zelte auf. Besonders in der Dämmerung werden wir von Mücken heimgesucht. Die Viecher sind nicht groß, aber es gibt hunderte von ihnen und sie zerstechen einen gnadenlos. Nur lange Kleidung hilft.
Heimtückischer Durchfall, im Volksmund auch „Flotter Otto“ oder kurz einfach nur Otto genannt, treibt sich unter uns herum. Dies sollte sich bis zum Ende der Reise durch Bolivien und Peru nicht ändern.
Eine Kröte vor unserem Zelt.
Blattschneideameisen.
Ein mannshohes Spinnennetz. Die Spinne fängt statt Insekten aber vorwiegend altes Laub.
Auf einer Wanderung durch den Urwald werde ich von mehreren, fünf Zentimeter langen Ameisen durch meine Jogginghose ins Bein gebissen. Es tut höllisch weh. Auf dem weiteren Weg sehen wir unscheinbare, normal große Feuerameisen, an deren Bissen man bei einer ausreichenden Anzahl - etwa 50 - stirbt.
Der Hügel namens San Miguel de la Bala - hier haben laut Legende zwei Riesen gekämpft und eine Kugel - una bala - durch den Berg geschossen.
Beton! Häuser! Fester Boden unter den Füßen! Wir sind endlich in Rurrenabaque. Abends bekomme ich Fieber von den Ameisenbissen und gehe früh schlafen.
Am nächsten Morgen sehe ich einen Straßenhusky. Es geht mir wieder gut und ich bin auf dem Weg zum Büro der Fluglinie, die uns in drei Tagen zurück nach La Paz nehmen soll. Sie wollen von der Kreditkarte, mit der ich bezahlt habe, einen Voucher erstellen. Die liegt aber in La Paz. Das Geld ist eh schon einen Monat zuvor abgebucht worden. Wir einigen uns nach langer Diskussion darauf, dass ich nach dem Rückflug in La Paz ins Büro gehe und dort den Voucher erstellen lasse. Ich lasse mich darauf ein, aber wozu das Ganze? Warum sollte ich meine Kreditkartendaten in Bolivien lassen?
Egal, erst einmal fahren wir mit dem Jeep nach Santa Rosa für unsere Tour durch die pampas, eine ausgedehnte feuchte Graslandschaft mit vielen Tieren. Neben uns Fünfen ist Alex dabei, ein netter Engländer.
Auf dem Weg sehen wir einen Vogel Strauß.
In Santa Rosa zahlen wir 15 Euro - in Bolivien eine Menge Geld - um den Nationalpark betreten zu dürfen. Dann fahren wir mit dem Holzboot mit Außenborder zu unserer Lodge.
Auf dem Weg sehen wir komische Vögel, ...
... Schildkröten, ...
... eine Heuschrecke, ...
... einen Storch, ...
... springende Affen, ...
... noch ein Wasserschwein ...
... und Kormorane, die sich die Flügel trocknen!
Unser Guide Óscar.
Weiter geht’s mit der Tierwelt: Krokodile ruhen sich am Ufer aus ...
... und neugierige Kapuzineräffchen klettern in den Bäumen herum. Noch wussten wir nicht, WIE neugierig sie sind!
Eine andere Lodge, bei der die Aussichtsplattform mal eine Renovierung nötig hätte.
Dann, nach einer etwa zwei- bis dreistündigen Fahrt, ...
... sind wir endlich da und werden angemessen begrüßt.
Gestatten: Pedro. Ich wohne hier.
Man kann mich streicheln - ...
... wenn ich will.
Nun will ich nicht mehr.
Ein schöner Sonnenuntergang über den Pampas, der von vielen Mücken begleitet wurde. Man kann halt nicht alles haben.

Am nächsten Morgen entdecken Dunja und ich Affen hinter dem Hotel.
Für Futter machen diese Tiere alles, sogar mit Kind auf dem Rücken.
Sie klettern dir sogar auf die Nase!
Anschließend gehen wir auf Anakondasuche. Leider hat es in den letzten Tagen viel geregnet und das Wasser steht uns bis zum Oberschenkel.
So ist alles, was wir entdecken, dieser Krebs.
Hier ist ein Krokodil entlang gelaufen.
Anschließend gingen wir mit Delfinen baden.
In einem Fluss mit Anakondas. Krokodilen. Piranhas. Sonstiges Getier. Wovon wird Dunja in den Fuß gebissen, sodass es blutet? Von einem rosa Delfin! Anschließend gehen wir eine Runde Volleyball spielen (bei der wir gegen die Bolivianer verlieren) und spielen eine Partie Fußball (die wir gewinnen).
Pedros Freund, der „Krüppel“.
Am nächsten Morgen besuchten wir wieder die Affen - oder sie uns, wie man will!

Die fantastische Tierwelt - ein Tukan sitzt auf dem Baum!
Anschließend gehen wir Piranhas fischen. Ich fange nur einen ganz kleinen, aber Basti hat mehr Erfolg.
Wir frittieren und essen die Fische, aber sie haben nicht viel Fleisch. Nachmittags geht es zurück nach Santa Rosa und dann nach Rurrenabaque. Ein weiterer Reifenplatzer hält uns ein bisschen auf, aber das wahre Problem kommt erst: in Rurrenabaque angekommen stellen wir fest, dass Dunjas Rucksack in Santa Rosa liegen geblieben ist. Nach langem Herumtelefonieren stellt sich heraus, dass eine andere Reisegruppe ihn mit in ihre Lodge genommen hat. So buchen wir Dunjas Flug für 3 Euro um auf den nächsten Abend und sie bleibt mit unserem Guide im Dorf, während wir uns auf den Weg zum Flughafen machen.
Der Dschungelflieger.
In La Paz hagelt es, wir können nicht starten und so haben wir Zeit für Fotos.
Wer grüßt denn da aus dem Cockpit? Flo und ich!
Spät abends kommen wir wieder in La Paz an. Das bestellte Taxi ist nicht gekommen, und so nehmen wir irgendeins. Abends sind wir total kaputt und können kein Hühnchen oder Reis mehr sehen, sodass wir uns westlich-dekadent eine Riesenpizza bestellen. Lecker! Am nächsten Tag geht es im nächsten Blogeintrag weiter zum Titicacasee.

1 Kommentar:

  1. Was für ein toller blog. Bei der Regenfahrt mit Dunja auf der Strasse des Todes kann ich mir nichts anderes vorstellen als kalt und nass. So anders ist es in anderen Ländern! Danke fürs Mitnehmen!
    Mit den Schwänen habt ihr es ja. Neulich auf Chiloe wurde der Schwan mit dem schwarzen Hals zur Ente degradiert und nun wird ein schöner Reiher zum Schwan."Da brat mir doch einer 'nen Storch!!"
    Liebe Grüße aus HH LiCo

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