Dienstag, 7. Februar 2012

Je jamais aurais pensé ...

Ich hätte nie gedacht ... (auf Französisch)
Wie immer ist unsere Route in der Luft, auf dem Wasser und zu Land markiert. Wir fahren mit dem Boot von Leticia (LET) - genauer gesagt, von der brasilianischen Nachbarstadt Tabatinga - für 3 Tage und 1900 Kilometer auf dem Amazonas nach Manaus (MAO). Dort machen wir eine Tour im Regenwald und fliegen dann in der Nacht vom 29. zum 30. Januar mit 30 Minuten Aufenthalt in Belém (BEL) nach Salvador (SSA) ,an die Nordostküste Brasiliens.
Wir laufen über die Grenze nach Brasilien und holen uns bei der Polizei unseren Einreisestempel. Dann laufen wir zum Boot, das bereits in Tabatinga vor Anker liegt, um unsere Hängematten aufzuspannen. Das Boot ist bereits echt voll, und 99% der Mitfahrer sind schwarz.
Leider kann man die Nacht nicht darauf verbringen, wie der Reiseführer beschreibt.
Brasilianische Banknoten - mit Leoparden, Affen, Papageien und Reihern.
Also fahren wir mit dem Moto-Taxi zurück nach Leticia und suchen uns ein günstiges Hotel.
Beim Abendessen. Wo ist der Fehler?

Ein Zitteraal - wir können ihn auch anfassen und bekommen tatsächlich einen kleinen elektrischen Schlag. Aber dieser Zitteraal ist ja auch vergleichsweise winzig.
Auf dem Weg zum Boot am nächsten Tag essen wir eine kolumbianische Spezialität: Lechona - ein ganzes Schwein, ausgehöhlt und mit Reis und Schweinefleisch gefüllt. Das Boot nach Manaus soll um 14 Uhr abfahren. Wir kommen um 13.30 Uhr am Hafen an - und das Boot ist schon weg! Mit unseren Hängematten! NEIN!!! Seit wann fährt denn in Südamerika irgendetwas zu früh ab?
Wir fahren also zum kleinen Hafen, wo es Schnellboote in die 40 Minuten entfernte Stadt Benjamin Constant gibt. Dort soll unser Boot angeblich noch ein paar Stunden warten, sodass wir dort zusteigen können. Und tatsächlich!
Leere Bierkästen warten auf den Transport nach Manaus.
Endlich da!
Hängematten, wohin man nur sieht!
Die Schlange der Leute, die auf das Essen warten. Für 170 Reais oder etwa 75 Euro fahren wir für drei Tage den Amazonas herunter, inklusive Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Auf das Frühstück verzichten wir jedoch nach dem ersten Tag - auf Brot, Margarine, süßen Kaffee und noch süßere Milch kann ich verzichten.
Warum sind so viele Schwarze an Bord? Und wieso verstehen sie mich nicht? Ist mein Portugiesisch so schlecht? Die Lösung des Rätsels: mehr als die Hälfte der Mitfahrer sind Haitianer, auf der Suche nach Arbeit und einem neuen Leben in Brasilien. Durch das Erdbeben vor zwei Jahren erhalten sie Asyl in quasi allen Ländern Südamerikas, erzählen sie mir. Die Verständigung läuft größtenteils auf Französisch ab. Hätte ich nie gedacht, dass ich das einmal auf meiner Reise durch Südamerika gebrauchen würde, und auch wenn es ein wenig stockt, so sind Dunja und ich doch heilfroh darüber, in der Schule Französisch gelernt zu haben! So können wir uns auf dem haitianischen Flüchtlingsboot, wie wir unser Transportmittel liebevoll nennen, wenigstens ein bisschen verständigen.
Ein wundervoller Sonnenuntergang.
Unzweifelhaft sind wir im Regenwald, wie wir jeden Tag mehrfach feststellen.
So gehen die Tage dahin: Essen, ...
... entspannen, ...
... und den Sonnenuntergang genießen.
Eine tolle Fahrt. Langweilig? Auf keinen Fall!
Daher der Name "haitianisches Flüchtlingsboot".
Nach etwa 65 Stunden Fahrt kommen wir dann morgens um sechs Uhr in Manaus an.
Der Hafen ist groß und wird von Containerschiffen aus aller Welt angelaufen, obwohl er mehr als 1000 Kilometer vom Atlantik entfernt ist.
Ein wenig Heimat findet man als Hamburger überall auf der Welt.
Die aufgehende Sonne ...
... über der 2-Millionen-Einwohnerstadt, mitten in den Dschungel gebaut, mit nicht erwähnenswerten Straßenverbindungen, die den Großteil des Jahres überflutet sind. Und dennoch gibt es hier alles dank des Hafens, der Verbindung zur Welt.
Das Teatro Amazonas (Amazonastheater) wurde im 19. Jahrhundert von den Kautschukbaronen im europäischen Stil errichtet. Wir wollen eine Führung machen, entscheiden uns dann aber dazu, stattdessen am Abflugabend eine Aufführung zu besuchen. Dazu später mehr.
Seltsame Früchte mit noch seltsameren Namen.
Noni, unter uns auch als Stinkmuffel bekannt, ist, wenn sie reif ist, die ekligste Frucht, die ihr euch nur vorstellen könnt. Sie riecht nach vergammeltem Käse in stinkigen Schuhen, soll aber angeblich gesund sein. Na dann ...
Und das absolut seltsamste - und laut Dunja beste - Getränk, das ich je probiert habe. Guaraná, rohe Wachteleier - mit Schale! - Avocado, Erdnüsse, Honig und Milch. Lecker - und macht verdammt satt. Angeblich auch aprodisierend, wie alles.
Am nächsten Tag beginnt unsere Dschungeltour. Wir fahren mit unserem Boot ...
... an diesem Hausboot vorbei.
In die Region werden gerade Stromleitungen gelegt.
Hier verbringen wir die nächsten vier Tage.
Ein Blick vom Turm der Lodge auf den Rio Negro (Schwarzer Fluss).
Das exquisite Mittagessen wartet bereits auf uns.
Anschließend fahren wir mit unserem Böötchen durch den überschwemmten Wald. In der Trockenzeit steht das Wasser sechs Meter niedriger!
Das schwarze Wasser spiegelt fast perfekt.
Das Wasser ist mit einem pH-Wert von unter 4 extrem sauer. Daher ist der Boden wenig nährstoffreich und die Bäume nicht so groß.
Der Riesenvorteil: es gibt keine Mücken! Yay!
Ein erfrischendes Bad im Fluss ...
... und schon geht die Sonne unter.
Aber noch ist der Tag nicht vorbei - wir gehen Kaimane suchen.
Klein, aber bereits ordentliche Zähne!
Unser Führer Francisco "hypnotisiert" den Kaiman, der daraufhin auf dem Rücken liegen bleibt und sich nicht rührt.
Auf dem Rückweg hüpft dieser Fisch ins Boot und beißt eine Mitreisende. Und da waren wir baden?
Als letztes sehen wir diese Vogelspinne, die aber noch relativ klein ist.
Ihre Beine kleben, wie wir mit unserer Hand feststellen können. Dadurch macht sie Vögel bewegungsunfähig - daher der Name!
Ups.
Morgendliche Spiegelungen.
Eine untergegangene Baumkrone. Das Wasser steigt bis April noch weitere drei bis vier Meter, bevor es seinen höchsten Spiegel erreicht.
Ein Specht hämmert in den Baum, der von innen schon ausgehöhlt ist durch das saure Wasser. Die Rinde ist aber widerstandsfähiger und lebt weiter.
Das Holz dieses Baumes schmeckt nach Muskatnuss.
Ein Blick Richtung Baumkrone!
Diese Ameisen erzeugen auf der Haut verrieben einen starken Geruch, der Moskitos abschreckt.
Solch eine Ameise hatte mich damals in Bolivien gebissen.
Blätter. Oder doch vielleicht mehr?
In dieser Liane ist Trinkwasser. Immer zuerst oben und dann unten abschlagen, sonst saugt der Baum alles in Sekundenschnelle nach oben.
Noch eine Tarantel ...

... im Video auch als bewegtes Bild.
Der Boden im Regenwald ist auf Grund der Mineralien braun-rot.
Wegen der Corioliskraft drehen sich Lianen angeblich südlich vom Äquator - also hier - rechts herum, und nördlich vom Äquator links herum. Das muss ich unbedingt einmal nördlich des Äquators checken!
Der Dschungel-Don.
Zurück im Hotel, sehen wir dieses Chamäleon ...
... und diese Grille.
Nachmittags gehen wir wieder in den Urwald, wo wir übernachten wollen. Auf dem Weg finden wir diese Liane!

Abends kommen wir am "Campingplatz" an, der aus ein paar Stöcken und einer Plastikfolie besteht, unter der wir unsere Hängematten aufspannen.
Das Abendessen: Fleisch, Würste, Reis, ...
... alles serviert in Urwaldblättern! Saulecker.
Am nächsten Morgen sehen wir diese zwei Papageien ...
... hoch in den Baumkronen.

Zu überhören sind sie jedenfalls nicht!
Riesige Bäume ...
... säumen unseren Pfad.
Ein riesiges Spinnennetz, von mehr als 100 kleinen Spinnen gemeinsam gesponnen. Es fungiert auch als Laubfänger.
Schwierig zu sehen, rechts in der Mitte: ein Tukan! Der Schnabel macht knapp die Hälfte ihres Körpergewichtes aus, sodass sie beim Fliegen einen lustigen Eindruck erwecken.
Zwischenstopp an einem überraschend weißen Strand am schwarzen Fluss.
Abends gehen wir mit Hühnchenstücken Piranhas angeln. Ich erwische diesen Racker!
Ein Baum mit lustigen Blüten.
Wir besuchen eine fazenda (Farm), die eine Stunde vom Hotel entfernt ist.
Dieser Farmer bewirtschaftet mit seinen dünnen Beinchen das unwirtliche Land. Wo er herkommt, hatte er gar nichts, sodass er an den Rio Negro gezogen ist, wo ihm die Regierung ein Stück Land geschenkt hat. Doch wie ich bereits erwähnt habe, ist der Boden sehr nährstoffarm und er muss dauernd die alten Pflanzen verbrennen, damit die neuen Pflanzen wachsen.
Ein cajú (Cashew)-Baum. Die rote Frucht hat eine pilzartige Konsistenz und schmeckt nach Apfel. Was wir kennen, ist die kleine verpackte Nuss darunter, die getrocknet nach Deutschland kommt.
Der Hauspapagei.
Hier wird manioca (Maniok) angebaut, das gemahlen und dann geröstet wird. Das mehlartige Pulver essen Brasilianer zu warmen Mahlzeiten, obwohl es nach nichts schmeckt. Wir wundern uns immer noch.
Die Ameisen haben einen Sinn für Ästhetik.
Anschließend fahren wir tiefer in den überfluteten Wald hinein.
Nachmittags fahren wir zurück nach Manaus. Eine tolle, ganz andere Tour mit einem Führer, der viel Ahnung, aber wenig soziale Kompetenz hat, und ohne Mücken!
Ein Saftladen im Zentrum von Manaus.
Die Straßen sind - wie die ganze Stadt - ein bisschen verfallen.
Am nächsten Tag fahren wir zum Zoo. Nachdem wir die Bushaltestelle gefunden haben - die Busse halten nur an bestimmten Orten, aber es gibt keine Schilder - begrüßen uns im Zoo freilaufende Affen.
Mit Kindern auf dem Rücken!
Außerdem leben dort Seekühe, ...
... Schildkröten und ...
... große, schwarze Affen!
Wir bestaunen das größte Blatt, das jemals gefunden wurde. Anschließend gehe ich auf Toilette und zucke zusammen - wer guckt denn da durchs Fenster?
Ein wunderschöner Ara, der ebenfalls frei herumfliegt!
Man kann sie sogar füttern!

Abends gehen wir ins Amazonastheater, um uns eine "moderne Tanzvorführung" anzusehen.
Das Theater ist tatsächlich beeindruckend!
Richtig schön klassisch alt.
Doch was uns dann erwartete, führte bei uns beiden zum längsten Lachanfall seit mehreren Jahren!
Das Video ist noch verrückter, aber ich will es euch ersparen. Künstlerisch überhaupt nicht unser Ding, aber immerhin konnten wir herzlich lachen!
Der belebte Theatervorplatz am Sonntagabend.
Kurz vor Abflug um 23.20 Uhr gönnen wir uns noch ein Açaí-Getränk. Die leicht bittere Beere besitzt angeblich viele gute Antioxidantien und mach süchtig, sobald man sich an den Geschmack gewöhnt. Anaschließend fliegen wir nach Salvador, aber dazu im nächsten Eintrag mehr.

1 Kommentar:

  1. Jana Philippa Ditz10. Februar 2012 um 00:12

    Lieber Lars,

    vor meiner letzten Prüfung heute habe ich noch schnell deinen Block besucht, mich mal wieder richtig amüsiert und von Sonne, Meer und Abenteuern geträumt!
    Bringst du mir so ein Pippi Langstrumpf Äffchen zum Kuscheln mit :) ?
    Freu mich schon, dich bald wieder zu sehen!

    Deine Jana

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