Freitag, 16. Dezember 2011

Patagonia, ¡mi amor! Parte Uno

Patagonien, meine Liebe! Teil Eins

Zweieinhalb Monate Reisen liegen vor mir. Sieben Länder, knapp 20 Flüge, unzählige Bus- und Bootsfahrten, Städte, Urwälder, Strände, alte Kulturen, frei lebende Tiere, Spaß, Anstrengung, Mücken, Hängematte, Berge - nur ein paar Stichwörter, die mir beim Gedanken an die Reise einfallen.
Hier ist unsere Reiseroute aus der Luft zu sehen.
Die Farben bedeuten Fortbewegung in der Luft, im Wasser und zu Land.

Los geht’s am 20. November nach Argentinien mit der Fluglinie GOL, um in Buenos Aires meine Eltern wiederzusehen. Danach wollen wir ab in den kalten Süden. In der Einreiseschlange sehen wir uns, ich drängle mich durch und die Freude ist groß! Der Geldautomat gibt nicht so viel Geld her, wie wir wollen, aber für die Taxifahrt reicht es erst einmal.
Über eine gut ausgebaute Schnellstraße erreichen wir die Stadt, die die europäischte Stadt Südamerikas sein soll. Mag sein - man sieht aber, dass hier keine zwei Weltkriege gewütet haben. Die Gebäude sind größtenteils aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, und man sieht ihnen ihr Alter auch an. Wahrscheinlich wie Valparaíso - man liebt es oder man hasst es.
Die allgegenwärtige Evita - Eva Perón, Präsidentengattin in den 50er Jahren, früh an Krebs gestorben und eine Nationalheilige.
Wir gehen in Richtung des alten Hafens, der in den letzten Jahren einen Bauboom erlebt hat und wie die Hamburger HafenCity aus viel Glas und Stahl, gemischt mit Backsteinelementen, besteht. Architektonisch ansprechender als das Zentrum, jedenfalls in meinen Augen.
Zurück im Zentrum, laufen wir ein bisschen durch die Stadt, trinken einen überteuerten Kaffee und fahren mit der U-Bahn, in der Linksverkehr herrscht. Sie ist im Vergleich zur Metro von Santiago angenehm leer und wir finden problemlos einen Sitzplatz.
Spontan entscheiden wir uns dazu, ein Polo-Spiel zu besuchen. Beim hundert-x-ten argentinischen Poloturnier schauen wir Reitern zu, wie sie einer Kugel hinterherjagen und auf ein Tor schlagen. Nicht mein Sport, aber nett, den Sport kennenzulernen.
Zurück in Richtung Hotel sieht man Buenos Aires den Frühling an. Abends essen wir ein argentinisches Steak - und WAS für eins! Das beste in meinem Leben, ohne Zweifel. Wahrscheinlich das, was mir von Buenos Aires am stärksten in Erinnerung bleibt.
Am nächsten Morgen fliegen wir nach Puerto Madryn mit einer alten McDonnell-Douglas-Maschine mit Hinterausgang. Am Flughafen warten ganze zwei Taxen auf die ankommenden 150 Passagiere, von denen ich eins für uns klarmache.
Puerto Madryn ist im Vergleich zu Buenos Aires eine moderne, gesichtslose Kleinstadt. Zwischen 13 und 17 Uhr hat alles zu - Restaurants, Läden, Autovermietungen - und so warten wir am Strand, bis die Autovermietung aufmacht. Um 19 Uhr sitzen wir endlich in unserem Ford Ka und fahren auf die Península Valdés, eine Halbinsel mit viel Tierleben.
Auf Schotterstraßen fahren wir am nächsten Tag an Guanacos vorbei, um endlich zur Küste zu kommen. Der Atlantik erweckt die trockene Region zum Leben.

Ein Gürteltier.
Wir entdecken Seelöwen, die faul am Strand liegen.
Alle paar Kilometer bieten sich Fotogelegenheiten, eine schöner als die andere.
Wir sind mittlerweile eine ganze Ecke gefahren, aber die Tierwelt belohnt uns dafür.
Diese Magellanpinguine sind gerade am Brüten.
Noch sehen wir keine geschlüpften Pinguine, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Anschließend schließen wir uns einer Tour an, um Wale zu beobachten. Noch immer wollen die Geldautomaten uns nur 100 Euro pro Tag geben - zum Glück nimmt die Agentur auch Kreditkarten.
Ein einsamer Seelöwe blickt forsch aus dem Meer.
Eine Walmutter und ihr Kind sind teilweise nur 10 Meter von unserem Boot entfernt.
Die Möwen versuchen, bei jedem Auftauchen der Wale ihnen Fett aus der Haut zu picken.
Beim Sprung.
Die majestätische Schwanzflosse.
Nach dem Anlanden fällt mir dieser Laden ins Auge. Gute Schokolade will halt jeder.
Zurück in Puerto Madryn, gehen wir am nächsten Morgen mit Seelöwen tauchen und schnorcheln. Was für ein Schreck, als so ein Tier über mir auftaucht! Die Seelöwen lassen sich anfassen und knabbern an unseren Fingern, die durch Handschuhe vor dem kalten Wasser geschützt sind. Ein einmaliges Erlebnis!
Mittlerweile ist es Mittag und wir haben unsere Busfahrkarte für einen Nachtbus nach Comodoro Rivadavia bereits gekauft, nachdem Papa einmal Probe gesessen und den Sitz für bequem erachtet hat. Die Geschäfte sind wieder alle geschlossen - was also tun? Kurzerhand überzeuge ich meine Eltern, zur weltgrößten Kolonie von Magellanpinguinen zu fahren - nur 180 Kilometer entfernt. Pro Richtung.
Zurück auf der geraden, flachen Straße durch die Pampa.

Kaum angekommen, läuft so ein Pinguin auch einfach so in einem Meter Entfernung an uns vorbei! Wenn ich nicht zur Seite gegangen wäre, um den Mindestabstand einzuhalten, wäre er wahrscheinlich direkt gegen mich gelaufen.
Auch hier brüten die Pinguine. Die Pinguine ohne Nest schlafen dann wohl unter der Brücke.
Einfach nur hammersüß, die Tiere!
Und nun sehen wir auch ein paar geschlüpfte Pinguine. Ein paar Tage alt, quengelt dieses Pinguinchen, weil sein Geschwisterchen gerade am Schlüpfen ist.

Abends kommen wir wieder in Puerto Madryn an und wollen unseren Mietwagen volltanken. Super? Nö, ist aus. Nur noch Super Plus. An allen Tankstellen in der Stadt!
Nach einer kurzen Nacht im Bus fliegen wir im Morgengrauen mit LADE, der Fluggesellschaft des argentinischen Militärs, von Comodoro Rivadavia nach Río Gallegos, der südlichsten Stadt vor Feuerland. Dabei haben wir einen tollen Blick auf den Atlantik.
In Río Gallegos haben wir drei Stunden Zeit und fahren in die Stadt, auf der Suche nach Lederprodukten. Aber ohne Erfolg, die Auswahl ist dürftig.
Im Supermarkt kaufen wir noch ein - mittlerweile geben die Geldautomaten uns genug Geld - aber Plastiktüten sind aus, sodass wir alles in unsere Koffer quetschen. Irgendwie erinnert mich Argentinien an die DDR oder an das, was ich mir darunter vorstelle - wenig Auswahl, nicht da, ham' wir nicht.
Wir fahren mit einem Sprinter durch die Pampa. Links von uns bahnt sich ein Gletscher seinen Weg.
Nach sieben Stunden, einer Tankstelle und einem Dorf erreichen wir abends El Chaltén, das Argentinien 1985 gegründet hat, um seine Gebietsansprüche gegenüber Chile abzustecken.
Am nächsten Morgen fahren wir kurzfristig organisiert mit einem Bus zum Lago del Desierto.

Wir kommen um 10 Uhr an, aber das Boot, das uns zur argentinischen Grenzstation bringen soll, fährt erst um 13 Uhr ab - wenn es denn fährt. Das Wetter ist schlecht und die Wahrscheinlichkeit liegt bei 50 Prozent. In der Zwischenzeit klettern wir auf einen kleinen Hügel, um von dort aus einen Gletschersee sehen zu können.

Der See ist eisblau und wunderschön, das Wetter hingegen grau und kalt.
Für ein Weilchen warten wir bei einem Einsiedler, der uns voller Stolz seine Enten und Katzen vorstellt. Dann fährt endlich das Boot, und eine Stunde später verlassen wir Argentinien. Mit dabei sind zwei Schweizer (mit den Rucksäcken) und der Weltumradler Heinz, dessen Blog hier zu finden ist.
Nun heißt es wandern, mit unseren Koffern auf dem Rücken. Candelario Mansilla, das chilenische Grenzdorf, liegt 20 Kilometer entfernt, und dort müssen wir noch heute ankommen. Aber das kommt im nächsten Eintrag.

1 Kommentar:

  1. Die Bilder sind echt der Hammer! Der Bericht natürlich auch :) Wahnsinn!
    Grüße aus dem hamburger Schmuddelwetter nach Cali. Lico

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