Freitag, 23. Dezember 2011

Patagonia, ¡mi amor! Parte Dos

Patagonien, meine Liebe! Teil Zwei
Der zweite Teil meiner Reise durch Patagonien findet nun auf chilenischem Territorium statt.
Die Farben bedeuten Fortbewegung in der Luft, im Wasser und zu Land.
Am Grenzstein essen wir den Leipziger Christstollen und das, was noch von den Franzbrötchen übrig ist - beides von Mama und Papa aus Deutschland mitgebracht und genau das Richtige auf einer siebenstündigen Wanderung durch Patagonien mit 20 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken.
Der Weg wird besser, und das Wetter auch - anstatt eines Waldpfades gibt es nun eine Schotterstraße, und die Sonne kommt heraus.

Am Wegesrand wachsen Blumen, für die ich aber keine Augen habe. Es gibt keine Kilometersteine und ich frage mich, ob diese Art der Andenquerung so eine gute Idee war.
Doch dann! Endlich! Der See kommt in Sicht - Lago O’Higgins heißt er auf chilenischer Seite, Lago San Martín auf argentinischer, jedem Land seinen libertador (Befreier) - und nun sind wir bald da!
Aus bald werden dann doch noch gute zwei Stunden, und als wir nach der Überprüfung der Pässe im Dorf ankommen, ist es halb 10 und fast dunkel. Wir übernachten im Haus eines Mannes, der laut seiner Nachbarin nicht da ist, aber das sei schon in Ordnung, er käme gleich. Todmüde fallen wir ins Bett und schlafen sofort ein.
Am nächsten Morgen besteigen wir das Boot, das einmal wöchentlich den Lago O’Higgins befährt zwischen Candelario Mansilla und Villa O’Higgins, der südlichsten chilenischen Stadt, die an das Nord-Süd-Straßennetz angebunden ist. Auf dem See schwimmen kleine Eisberge, die vom Gletscher namens - na, wie kann es auch anders sein - Glaciar O’Higgins abgebrochen sind.
Südlich von hier ist ein riesiges Gletschereisfeld. Die Gletscher sind rapide am Schmelzen - hier sieht man die ursprüngliche Höhe des Gletschers, die er noch vor 100 Jahren hatte. 60 Meter! Heute ist das alles ein See.
Auf der Karte vom Käpt’n, die aus den 80er Jahren kommt, navigieren wir mitten im Eisfeld. Der Gletscher verliert pro Jahr fast einen Kilometer an Ausdehnung.
Wir kommen an der eisblauen Kante des Gletschers an, der hier etwa 30 Meter hoch ist. Die Menge an Eis beeindruckt und bedrückt mich zur gleichen Zeit, ist ihr Rückgang doch ein Beweis für die Erwärmung unseres Planeten.
Die Besatzung holt ein bisschen Gletschereis aus dem Wasser - keine leichte Aufgabe, bedenkt man die bis zu 3 Meter hohen Wellen auf dem See.
Anschließend gibt es Whisky auf eben diesem Gletschereis. Gut, für 100 Euro pro Person für die Fahrt kann man auch etwas erwarten - aber das steht nirgendwo und ist wirklich eine tolle Idee!
Nach einer Stunde Aufenthalt am Gletscher fahren wir zurück nach Candelario Mansilla und dann endlich nach Villa O’Higgins. Auf dem Weg holen wir noch einen Camper mit dem Beiboot ab.
Um 21 Uhr - noch ist es hell - sind wir endlich in Villa O’Higgins. Das Ende der Carretera Austral, der Verlängerung der Panamericana, und für uns doch nur ein Zwischenstopp.
Zwei Nächte übernachten wir in einem Hostel, das dem emigrierten Spanier Jorge gehört. Jorges Laune, am Anfang super, wird stündlich schlechter, und wir werden das Gefühl nicht los, er ist glücklich, uns am 28. November wieder loszuwerden. Während Mama und Papa eine Wanderung machen und den Ausblick auf die schneebedeckten Berge genießen, arbeite ich für die Uni.
Endlich ist das Flugzeug da! Don Carlos hat wegen angeblich schlechten Wetters - später stellt sich heraus, es war ein Missverständnis - fünf Stunden Verspätung und so werden wir unseren Flug nach Santiago nicht mehr erreichen. Die Umbuchung kostet nur 15 Euro pro Person, obwohl unser Tarif der Billigste war. Außerdem problematisch: der Pilot hatte die Information erhalten, dass nur vier Leute fliegen wollen, und kommt daher mit einem Flieger mit Platz für vier Passagiere. Dummerweise stehen nun aber fünf Leute auf dem Rollfeld. Ups.
Der Satz „Einheimische haben Vorrang“ schießt in meinen Kopf. Also schiebe ich einen internationalen Flug am nächsten Tag vor, und der Pilot entscheidet, dass das Reservierungsdatum entscheiden sollte. Zum Glück ist meine Reservierung unter dem Namen Turista Gringo bereits einen Monat zuvor eingegangen, und so bleibt als Einzige die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung von Villa O’Higgins stehen. Ich prophezeie, das hat noch ein Nachspiel.

Ich darf direkt neben dem Piloten sitzen und all das Gelernte aus Aerodynamik mal direkt betrachten. Der Hammer!
Auch der Ausblick auf die Anden ist unglaublich. Je weiter wir nach Norden kommen, desto weniger Schnee liegt auf den Bergen. Wir übernachten in Coyhaique und am nächsten Tag fahren wir zum Flughafen in Balmaceda, eine Dreiviertelstunde von Coyhaique entfernt.
Nach ein wenig Chaos am Check-In - der Computer will die Umbuchung nicht - geht es los mit SKY Richtung Norden. Nach einem Zwischenstopp in Puerto Montt wird ordentlich getafelt - Salat, Brötchen, 2x Nudeln, Nachtisch und Pisco Sour - bis wir in der Abenddämmerung in Santiago einschweben.
Abends besuchen wir noch den Jumbo, von mir auch liebevoll „Deutsche Botschaft“ getauft für die Vielzahl an deutschen Produkten. Für das entsprechende Kleingeld kann man dort Weißwurst, süßen Senf, Dr. Oetker-Produkte, Melitta-Kaffee und vieles mehr erstehen. Wir kaufen jedoch nur Standard-Produkte für unsere Reise am nächsten Tag auf die Osterinsel, da dort Lebensmittel unglaublich teuer sein sollen. Am Ende werden es 42 Kilo Lebensmittel - bleiben 27 Kilo für unser Gepäck. Und die Osterinsel, die wird im nächsten Beitrag beschrieben. Frohe Weihnachten!

1 Kommentar:

  1. Eine wirklich beeindruckende Landschaft, etwas was ich noch nie gesehen oder erlebt habe. Eine klasse Reise mit einem quasi einheimischen Reiseleiter und vielen tausend Erlebnissen und Ereignissen. Wer schon mit Lars gereist ist weiss, dass diese in rascher Folge kommen und erst nach einiger Zeit wieder in die Erinnerung zurückkehren. Mit deinen Bildern, Filmen und Texten kommen sie langsam zurück. Viel mehr hätte ich nicht erleben können. Ach und danke für die Blumen :) Conny

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